Das Leben ist ein Geschenk

Seit meiner frühesten Kindheit empfinde ich eine tiefe Liebe zur Natur mit ihren Gesetzmässigkeiten und ihrer Wandlungsfähigkeit, sowie eine grosse Faszination für die Vielschichtigkeit unseres Daseins.

Ich war ein Naturkind, welches überglücklich war, ganz viel draussen spielen zu dürfen, im geliebten Bach nach Schätzen zu suchen, auf die Bäume zu klettern, im Gras zu liegen und in den Wolkenhimmel zu schauen und mit anderen Kindern wild und kreativ zu sein. Ich erinnere mich an endlos lange, wunderbare, nach Erde und Blumenwiesen duftende Sommertage, die gefüllt waren mit Leben. Für diesen Schatz in mir bin ich unendlich dankbar.

Als hellfühliges, empathisches Kind habe ich viel Unausgesprochenes und Belastendes in der Familie und in der Erwachsenenwelt wahrgenommen und mich damit oft überfordert und überladen gefühlt. Weil ich nicht wusste, wohin damit, habe ich vieles absorbiert und versucht, zu helfen und zu harmonisieren… Ich hatte ein sicheres Gespür für das Nichtausgedrückte, für das Geschriebene zwischen den Zeilen, für das Wirken des Unsichtbaren und für die nichtbetrauerten Verluste. Ich fühlte das Eingefrorene und Eingeschlossene, die Schwere lebendig begrabener Gefühle und die Sehnsüchte in den Herzen.

Was in jungen Jahren eine grosse Herausforderung war, ist heute meine grösste Gabe und mein Kernpotenzial. Ich habe ein Gefühl für das Unsichtbare, das hinter den Dingen wirkt, für energetische Zusammenhänge und für die Sprache der Seele, die sich über den Körper ausdrückt. Dies macht es mir möglich, in verdichteten und komplexen Situationen einfache Zugänge zu erkennen und die Nadel im Heuhaufen zu finden.

Ich kenne es, mich leichtfüssig durch blühende Wiesen zu bewegen und vertrauensvoll durch Lebensabschnitte zu gehen. Das Gefühl von Einssein mit Körper, Geist und Seele und der äusseren Natur ist mir vertraut. Ebenso kenne ich das jähe aus der Mitte gerissen werden durch einen Unfall oder ein traumatisches Ereignis oder durch schmerzliche Lebenssituationen, die mich eingeschüchtert und stillgelegt haben. Heute ist mir bewusst, dass es genau diese Erfahrungen sind, die mich auf meinen Weg gebracht haben, um nach Wiederanbindung und innerer Ordnung zu suchen und mich in der Aufarbeitung und viel innerer Arbeit eine Weite, Kraft und Stärke haben entwickeln lassen, für die ich sehr dankbar bin.

Auf tiefe Weise habe ich innere Räume erforscht, meine Seelenlandkarte durchwandert und zu lesen gelernt und Wege durch inneres Dickicht gepfadet.

Ich habe danach gesucht, in mir ganz zu werden und nach Hause zu kommen. Es ist viel Raum in mir entstanden, ein lebendiges Vertraut sein mit mir und ein grosses Vertrauen in das Leben.

Heute lasse ich mich vom Leben führen, von unserer Erde tragen und nähren und von den Geistigen Kräften begleiten. In dieser vertikalen Verbindung habe ich gelernt, meinen Wahrnehmungen zu vertrauen und immer kraftvoller meinen Herzensweg zu gehen.

Mein inneres Naturkind habe ich in meinem Herzen in Sicherheit und Geborgenheit bringen können. Dadurch schenkt mir die Kleine in mir ihre Fröhlichkeit und ihre grosse Freude am Leben.

Aus dem Naturkind ist eine Erdenhüterin geworden.

© Gabriela Grob-Wespi

© Gabriela Grob-Wespi